Grundsätzliches zum Rückwärtsrichten
Das Rückwärtsrichten ist für mich eine sehr elementare Übung! Nicht weil ich sie zum Diziplinieren meiner Pferde oder gar zum Bestrafen nutze, sondern weil ich weiss wieviel beweglicher und lockerer ein Pferd wird, wenn es gelernt hat losgelassen und über den Rücken rückwärts zu gehen.
Die Spiritualität des Rückwärtslaufen
Auf meiner gestrigen Autotour zum Unterrichten habe ich einen interessanten Beitrag im Radio gehört. Es ging darum, dass das Rückwärts Laufen bei den Chinesen einen hohen Stellenwert hat und im Alltag viel praktiziert wird. Sogar Ärzte verschreiben es ihren Patienten, weil rückwärts zu laufen gut für den Stoffwechsel und die Knie sei.
Das zu hören, fand ich schon sehr spannend, denn meine Erfahrung ist, dass das Rückwärts Laufen in der Bodenarbeitsführposition das Becken schön lockert.
Doch der Beitrag ging noch weiter. Für die Chinesen bedeutet vorwärts zu laufen, dem Materiellen zugewandt zu sein. Wer rückwärts läuft, wendet sich dem Spirituellen zu.“
Aus einem Newsletter von Dr. Thomas Ritter
Ich finde wirklich jedes Pferd sollte lernen, ganz selbstverständlich rückwärts zu gehen. Schließlich kann man auch mal im Gelände auf einen Engpass treffen, der einen dazu nötigt mit dem Pferd rückwärts wieder auszuparken. Auch bei den meisten Pferdeanhängern ist es notwendig, dass das Pferd ein paar Schritte rückwärts geht, um dem Gefährt wieder zu entsteigen.
Manche Pferde tun sich sehr schwer mit dieser Übung so z.B. auch mein Vinnie. Am Anfang seiner Ausbildung kam rückwärts in seiner Gedankenwelt gar nicht vor. Er hat eine sehr kräftige Vorhand und steht auch entsprechend vorhandlastig da. Für das Rückwärtsgehen brauchte er sehr viel Koordination, um sein Gewichts so umzuverteilen, das er überhaupt rückwärts gehen konnte und genau das man den gymnastischen Wert dieser Lektion aus, das Pferd lernt beweglicher mit seiner Gewichtsverteilung um zu gehen.
Gymnastischer Wert
Für den gymnastischen Wert des Rückwärtsrichtens ist es entscheidend, wie das Pferd sich nach rückwärts bewegt. Achten Sie dabei genau darauf, wie das Pferd sich rückwärts bewegt. Bei jungen oder noch nicht weit ausgebildeten Pferden sieht man oft, dass die Hinterbeine beginnen und so rückwärts vom Schwerpunkt wegtreten und so ihren restlichen Körper hinter sich her ziehen. Dabei ist meist die Kruppe hochgedrückt und das Becken kuppt in die falsche Richtung und der Rücken hängt durch. Dieses Bewegungsmuster ist auch oft bei Pferden zu sehen, die das Rückwärtsrichten als Bestrafung kennengelernt haben.
Gymnastisch am wertvollsten ist es, wenn das Pferd sein Gewicht nach hinten verlagern, so das das zusätzliche Gewicht mit der Hinterhand aufgenommen wird und das Pferd die sogenannten Hanken beugt.
Und dann gibt es da noch die Pferde, die mit ihren Vorderbeinen sich rückwärts drücken. Auch hierbei nimmt die Hinterhand keine Last auf und die Vorhand übernimmt die ganze Arbeit, logischerweise ist auch hier der gymnastische Wert eher gering.